Geschichte
In den 1960er Jahren stieg die Zahl der Verkehrsunfälle sowie die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten und schwer verletzten Personen stark an und erreichten ihren Höhepunkt im Jahre 1970 mit 19.193 getöteten Verkehrsunfallopfern.
Es keimte eine Diskussion über den Einsatz von Hubschraubern zur Unfallrettung auf. Regierungsbehörden standen der Beschaffung von Hubschraubern zur Unfallrettung jedoch ablehnend gegenüber. Viele Mediziner hatten zudem Vorbehalte gegen den Einsatz von Hubschraubern zur Unfallrettung.
Verkehrsunfall, 70er Jahre
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Hubschrauber vom Typ Brantly B-2 im Modellversuch 1967
Foto: Sammlung Hans-Werner Feder/Archiv Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München
Video: TV-Reportage des HR Fernsehen vom 31.10.2017 zur 50. Jährung des Luftrettungsprojektes von FEDER im Jahr 1967
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Im Sommer 1967 führte der Praktische Arzt Hans-Werner Feder aus Ober-Mörlen (Hessen) in Kooperation mit dem „ADAC Gau Hessen“ und dem „DRK-Landesverband Hessen“ einen „Modellversuch“ durch. Vom 11. August bis 1. September 1967 stand am Flugplatz Anspach im Taunus täglich von morgens bis abends ein Arzt-Hubschrauber (Typ Brantly B-2) zum Einsatz bei Verkehrsunfällen bereit. In dieser Zeit wurden insgesamt 52 Einsätze geflogen. Es wurden 19 Schwerverletzte, 16 Mittelschwerverletzte und 31 Leichtverletzte von Feder ärztlich behandelt. Es zeigte sich, dass der Einsatz von Hubschraubern zur Unfallrettung Sinn macht. Feder erhielt die Möglichkeit im Herbst 1967 dem damaligen Bundesverkehrsminister Georg Leber über den Modellversuch zu berichten.
Ab Sommer 1968 wurden in München, Mainz und Nürnberg – angestoßen und mitfinanziert durch das Bundesverkehrsministerium – weitere Feldversuche durchgeführt, um den Einsatz von Hubschraubern zur Unfallrettung zu testen. Das umfangreichste Projekt, das sogenannte Kolibri-Projekt, führte der ADAC zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium des Innern und den Hilfsorganisationen BRK, JUH und MHD sowie dem Klinikum München Rechts der Isar in München durch.
In der ersten Testphase vom 13. Juni bis 6. Oktober 1968 wurden 52 Einsätze geflogen, in der zweiten Testphase vom 20. Dezember 1968 bis 7. Januar 1969 vier Einsätze, vom 04.Juli bis 10.August 1969 noch einmal 40 Einsätze.
„Kolibri-Projekt“ 1968/69 in München
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Der Hubschrauber vom Typ Jet-Ranger mit dem Funkrufnamen “Kolibri” war zunächst am Flughafen München-Riem stationiert, ab Mitte September dann am Klinikum München Rechts der Isar. Die Hubschrauberbesatzung bestand lediglich aus einem Arzt und einem Piloten, für einen Sanitäter war kein Platz an Bord. In dieser Maschine konnten zwei Patienten, auf Normkrankentragen übereinander gelagert, quer zur Flugrichtung, transportiert werden.
Die Leitung des Projektes lag bei Gerhard Kugler (ADAC) und Dr. med. Jürgen Ewald (Chirurg am Klinikum München Rechts der Isar und Ausbildungsarzt beim BRK). Kugler und Ewald waren es auch, die ganz wesentlich das erste Konzept für die Luftrettung (Betriebszeiten, Einsatzradius, personelle Besetzung, notfallmedizinische Ausstattung etc.), das Grundlage für den Luftrettungsdienst ab 1. November 1970 war, entwickelten. Einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung der Luftrettung leisteten dabei auch Franz Stadler, der zu jener Zeit Vizepräsident des ADAC war und ab 1972 Präsident des ADAC wurde, sowie der damalige Bundesverkehrsminister Georg Leber.
Quelle: Nadler Gerhard, Meilensteine des Rettungswesens – Teil 4. In: Rettungsdienst, 42. Jhrg. (2019), S. 530 ff.
ADAC Vizepräsident Franz Stadler und Bundesverkehrsminister Georg Leber am 29. September 1970 bei der Taufe der ersten BO 105 auf den Namen „Christoph“. Die Indienststellung erfolgte erst zum 1. November 1970
Anmerkung: Die abgebildete BO 105 war gelb. Auf dem historischen Bild ist die Farbe etwas verfälscht wiedergegeben.
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Als erster regulärer Rettungshubschrauber wurde am 1. November 1970 „Christoph“ (die Nummerierung folgte erst später), eine BO 105 des Herstellers MBB, am Krankenhaus München-Harlaching in Dienst gestellt, den der ADAC mit finanzieller Unterstützung des Bundes, des Freistaates Bayern und der Allianz Versicherungs AG beschaffte hatte. Die Ärzte wurden vom Städtischen Krankenhaus München Harlaching gestellt, die Rettungssanitäter vom Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuz.
Die ärztliche Leitung der Luftrettung wurde Dr. med. Hans Burghart übertragen, der durch die Übernahme einer großen Zahl von Diensten in einem Luftrettungsprojekt der Bundeswehr im Sommer 1970 die größte Erfahrung unter den Ärzten in Harlaching erworben hatte. Ulrich Trampnau und Wolfgang Starke wurden als erste Piloten vom ADAC unter Vertrag genommen und wechselten sich für ihren Dienst im Wochenrhythmus ab.
Quelle: Gerhard Kugler, ADACOPTER-2, Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München, 2010
Burghart veranlasste aufgrund der im Routinebetrieb gemachten Erfahrungen diverse Änderungen. Diese Erfahrungen gab er auch an RTH-Stationen im Aufbau und auf Kongressen weiter. Durch zahlreiche Vorträge im Ausland (u.a. Skandinavien und USA) konnte er auch dort vom Nutzen der Luftrettung überzeugen. An dieser Stelle soll auch seine Mitarbeit an der ersten DIN-Norm für Rettungshubschrauber erwähnt werden.
Am 2. November 1971 wurde am „Testrettungszentrum Ulm“ der Bundeswehr, mit dessen Aufbau Prof. Dr. med. F.W. Ahnefeld vom Verteidigungsministerium beauftragt worden war, der zweite Helikopter für die zivile Luftrettung in Dienst gestellt. Die Maschine war eine Bell UH-1D, der Funkrufname „SAR Ulm 75“.
Es folgte am 22. Dezember 1971 Christoph 3, der erste Zivilschutzhubschrauber des Bundes, der zunächst in Leverkusen stationiert war, relativ bald aber nach Köln verlegt wurde.
Am 15. August 1972 wurde Christoph 2 in Frankfurt in Trägerschaft der Björn-Steiger-Stiftung, mitfinanziert durch den Bund und das Land Hessen, in Dienst gestellt.
Im März 1973 nahm die im September 1972 gegründete Deutsche Rettungsflugwacht e.V. (DRF) mit einer Alouette III in Stuttgart die Luftrettung auf.
Schon im März 1975 gab es in der Bundesrepublik 16 RTH-Stationen, betrieben vom Bundesinnenministerium, der Bundeswehr, der Deutschen Rettungsflugwacht und einem weiteren Träger.
Quelle:
Zeitschriftenbeitrag: Gerhard Nadler, Meilensteine des Rettungswesens – Teil 4. In: Rettungsdienst, 42. Jhrg. (2019), S. 530 ff.
Gerhard Nadler, 50 Jahre „Christoph“-Hubschrauber. In: Rettungs-Magazin, 6-2020, Seite 16 ff. >>zum Ansehen bitte hier klicken<<
Dr. Hans Burghart mit einem Journalisten, 1971
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
1970er Jahre
Der Name „Christoph“ des Rettungshubschraubers wurde nach dem heiligen Christophorus, dem Schutzpatron der Reisenden, gewählt. Die Nummerierung des Hubschraubers, in unserem Fall Christoph 1, wurde erst ab 27. Dezember 1971 so auf dem RTH vermerkt. Am Funk wurde Christoph zu Anfang „Rotkreuz-Bayern-4“ gerufen, die Feststation am Boden hatte den Funkrufnamen Rotkreuz-Bayern-5.
Erst am 08.04. 1976 wurden durch den Bundesinnenminister per Dekret einheitliche Funkrufnamen festgelegt. „Christoph“ bezeichnet damit einen Rettungshubschrauber, die nachfolgende Nummer wurde an die Station gebunden und bezeichnet aus heutiger Sicht nicht mehr zwangsläufig die Reihenfolge der Indienststellung.
(vgl. Gerhard Kugler, ADACOPTER-2, S.51, Werner Wolfsfellner Medizinverlag München, 2010)
Am 17. August 1971 erlitt der neuneinhalb Monate zuvor begonnene Luftrettungsdienst einen herben Rückschlag:
Gegen 8:53 Uhr wurde der RTH zu einem Verkehrsunfall nachgefordert, bei dem ein Junge schwer verletzt worden war. Wenige Minuten später setzte Christoph 1 auf einem Sportplatz der Firma MAN in München-Allach zur Landung an.
Nach Schilderung des Piloten der Unglücksmaschine, Ulrich Trampnau, berührte der Heckrotor beim Landevorgang die Rasenfläche des Sportplatzes. Dabei brach die Heckrotorwelle des Hubschraubers und die Maschine begann zu kreiseln. Spontan zog der Pilot die Maschine nach oben.
Während sich der Hubschrauber um die eigene Achse drehte, wurde der Arzt, Dr. Joachim Guskar, aus der Maschine geschleudert und verstarb noch am Unfallort. Fatalerweise hatte er bereits im Landeanflug seinen Sicherheitsgurt gelöst und die Tür zum Aussteigen geöffnet. Der 24 jährige Rettungssanitäter Joachim Schulze überlebte schwerverletzt, der Pilot erlitt leichtere Verletzungen. Der schwerverletzte Junge, wegen dem der Hubschrauber angefordert wurde, kam mit einem Notarztwagen in die Klinik. Der Hubschrauber wurde bei dem Crash völlig zerstört.
August 1971
Foto: Süddeutsche Zeitung, 18. August 1971
Glück im Unglück: Ein kleiner Junge, der sich zu dem Zeitpunkt auf dem Sportplatz aufhielt, während seine Mutter dort gerade Tennisstunden nahm, wurde unter den Trümmern des Hubschraubers entdeckt. Er überstand den Unfall unverletzt.
Quellen: Süddeutsche Zeitung, 18.August 1971, Gerhard Kugler, ADACOPTER-2, Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München, 2010
Joachim Schulze, persönliche Schilderung, 2009
Ulrich Trampnau, persönliche Schilderung, 2020
v.l.n.r. Erwin Prechtl, Rettungssanitäter vom BRK, Arzt Dr. Dieter Strehle und Pilot Wolfgang Starke bei der Indienstnahme des zweiten RTH am 27. Dezember 1971
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph
Quelle: Luftrettung in Deutschland, Dr. Lothar Langner und Hans-Ulrich Suckert, Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München, 1992
Gerhard Kugler, ADACOPTER-2, Werner Wolfsfellner MedizinVerlag München, 2010
Herbst 1971
Noch am Tag des Absturzes des Rettungshubschraubers in Allach stellte die Bundeswehr eine Ersatzmaschine mit fliegerischer Besatzung, um den Luftrettungsdienst in der Region fortführen zu können. Für die verunfallte medizinische Besatzung sprangen Dr. Burghart und der Rettungssanitäter Franz Wasmeier ein. Vom 23. August bis zum 27. Dezember stellte der Bundesgrenzschutz einen Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D und auch die fliegerische Besatzung. Nach über vier Monaten, am 27. Dezember 1971, konnte der ADAC wieder einen Rettungshubschrauber vom Typ BO 105 in Dienst stellen. Dabei handelte es sich um die ursprünglich für Frankfurt vorgesehene Maschine.
1975
Vom Januar 1975 bis 2. Februar 1984 übernahm der Bundesgrenzschutz den fliegerischen Part der Luftrettung. Die BO 105 des ADAC wurde dem Katastrophenschutz übereignet. Der ADAC wurde mit der Einsatzabrechnung betraut. Die Maschinen des Katastrophenschutzes wechselten mehrmals ihre Farbe von Olivgrün über gelb und später nach orange. Je nach gerade verfügbarer Maschine konnte der Christoph 1 in einer anderen Farbe daher kommen.
(vgl.Kugler, ADACOPTER-2, S.34, Werner Wolfsfellner Medizin Verlag München, 2010)
BO 105 des Katastrophenschutzes am Luftrettungszentrum Christoph 1
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Vier Jahre nach dem Absturz in München-Allach kam es am 2. Oktober 1975 in Altkirchen bei Sauerlach, im südlichen Landkreis Münchens, zu einem weiteren Absturz. Der RTH Christoph 1, eine gelbe Maschine des Katastrophenschutzes, war zu einem Verkehrsunfall gerufen worden. Die leichtverletzten Unfallopfer sollten nach der Versorgung mit einem Rettungswagen in die Klinik gebracht werden. Christoph 1 meldete sich wieder einsatzklar und startete. Der Rettungssanitäter Willi Russwurm, der mit dem RTW am Einsatzort war und selbst regelmäßig auf dem Hubschrauber flog, sah wie der RTH einem Maibaum nahe kam und warnte den Piloten über Funk. Aber es war zu spät. Die Rotorblätter berührten in etwa 10 bis 20 m Höhe den Maibaum. Der Hubschrauber stürzte ab – unglücklicherweise direkt auf eine senkrecht aufgestellte Deichsel eines landwirtschaftlichen Anhängers. Dabei wurde der Tank des RTH beschädigt. Das auslaufende Kerosin entzündete sich und die Maschine brannte sofort lichterloh.
Der Arzt Dr. Karsten Wiese und der Rettungssanitäter Dieter Schuster kamen im brennenden Hubschrauberwrack zu Tode. Pilot Klaus Federmann konnte noch aus dem brennenden Wrack kommen. Er wurde in eine Klinik für Schwerbrandverletzte geflogen, erlag dort aber nach einer Woche seinen schweren Verletzungen. Einen Schutzengel hatte wohl Erwin Prechtl, der seit 1971 regelmäßig als Rettungssanitäter auf dem Rettungshubschrauber im Einsatz war. Ursprünglich war er am Unglückstag zum RTH-Dienst eingeteilt gewesen. Wegen eines krankheitsbedingten Personalausfalls in der Rettungsleitstelle München musste Prechtl jedoch dort seinen Dienst versehen. Für ihn wurde Dieter Schuster auf dem RTH eingeteilt – es war sein erster Dienst auf dem Rettungshubschrauber gewesen. Nach dem Absturz des Hubschraubers wurde Prechtl dann als Einsatzleiter zur Unglücksstelle geschickt. Die Eindrücke vor Ort hat Prechtl bis heute nicht vergessen – vor allem, weil er an diesem Tag selbst in der Unglücksmaschine sitzen sollte.
Quelle: Erwin Prechtl, persönliche Schilderung 2020
Zeitungsbericht: Der fliegende Sani: Erwin Prechtl (77) aus Freising ist der dienstälteste Luftrettungssanitäter, Freisinger Tagblatt vom 31.12.2020 / 01.01.2021
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Oktober 1975
ausgebrannte Katastrophenschutz-Maschine BO105 in Altkirchen, 2. Oktober 1975
Foto: Sammlung Erwin Prechtl
Erster Christoph 1 Hangar
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
1978
Im Februar 1978 wurde auf dem südlichen Teil des Klinikgeländes in Harlaching eine moderne Luftrettungsstation mit Hangar und Diensträumen in Betrieb genommen. Bis dahin stand der RTH tagsüber vor der Klinik im Freien. Die Crew war in einem kleinen Raum neben der chirurgischen Nothilfe untergebracht. Der Hubschrauber „übernachtete“ zu dieser Zeit auf dem nahegelegenen Bundeswehr-Flugplatz Neubiberg und flog für die Einsatzbereitschaft täglich zum Krankenhaus Harlaching. Mit Fertigstellung des Hangars mussten keine Transferflüge mehr durchgeführt werden und die Crew hatte moderne Diensträume.
Erneuter Flugunfall 1982
Am 31.12.1982, während eines Fluges mit einem verunfallten Patienten von Freising in das Krankenhaus München-Neuperlach, geriet ein Triebwerk der BO 105 des Katastrophenschutzes in Brand. Der Pilot stellte die Triebwerke ab und leitete nähe Ismaning, beim damaligen Sender Goldach, eine Notlandung ein. Die Maschine kam durch Autorotation zu Boden. Im weichen Boden kippte die Maschine auf die rechte Seite. Der Rettungssanitäter Mike Doree (links sitzend) konnte die Maschine als erster verlassen und dem Piloten Klaus Petersik sowie dem Notarzt Dr. Michael Aders beim Aussteigen helfen. Sofort danach holte die Besatzung den Patienten aus der brennenden Maschine. Dabei zog sich der Patient, der beim ersten Unfall eine Schenkelhalsfraktur erlitten hatte, leichte Verbrennungen zu. Der Arzt hatte eine leichte Verletzung an der Hand erlitten, Sanitäter und Pilot blieben gänzlich unverletzt.
Quelle: Mike Dore, persönliche Schilderung, 2020
31. Dezember 1982 Die ausgebrannte BO105 des Katastrophenschutzes nach der Autorotationslandung bei Ismaning
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Foto: ADAC
1984
Ab dem 3. Feruar 1984 stellte der ADAC wieder Hubschrauber und Piloten. Der Rettungshubschrauber der zweiten Generation, eine Maschine vom Typ BK 117 wurde in Dienst gestellt, und somit neue Maßstäbe im Luftrettungsdienst gesetzt. Dieser Typ hat gegenüber des Vorgängermodells BO 105 deutliche Vorteile:
- Vergrößerter Behandlungsraum, damit verbunden verbesserter Zugang zum Patienten
- höhere Triebwerksleistung
- Ein Bordtechniker als zusätzliches Besatzungsmitglied erhöht den Sicherheitsstandard
1985
Die Einsatzzahlen stiegen an, im Juli 1985 wird der 200. Einsatz in einem Monat gefeiert.
v.l. Bordtechniker Ulf Kufner, Pilot Erhard Keil, Notarzt Dr. Gerhard Müller, Rettungssanitäter Wolfgang Hofer
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Beschädigtes Rotorblatt an BK 117 D-HLTB Markt Schwaben, 1994
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Chistoph 1
Flugunfall 1994
Am 4. November 1994 gegen 11:00 Uhr wurde Christoph 1 (BK117) zu einem Notfall bei Lengdorf gerufen. Nachdem der Einsatz nach etwa 8 Minuten in der Luft abbestellt wurde, leitete der Pilot eine linke Umkehrkurve ein. Plötzlich gab es in der Maschine einen lauten Knall und der Hubschrauber fing unmittelbar danach heftig zu vibrieren an. Der Pilot leitete eine Notlandung auf einer Wiese bei Markt Schwaben ein. Nach der Landung wurde festgestellt, dass die linken Triebwerksverkleidungen fehlten und dass das Material eines Rotorblatts auf eine Breite von 14 cm und eine Länge von über 2m herausgerissen war. Auch der Heckrotor wurde an seinen Blattspitzen beschädigt.
Der Flugunfall war auf eine nicht verschlossene und nicht verriegelte linke Triebwerksklappe zurückzuführen, die sich während der Linkskurve öffnete und dabei vom Hauptrotor erfasst wurde.
An Bord befanden sich der Pilot Martin Strasser, der Bordtechniker Max Eichner, der Arzt. Dr. Thomas Buchsein und Rettungsassistent Roland Gebhardt.
Ursache für die nicht verriegelte Klappe waren Missverständnisse bei einer am Morgen durchgeführten Kontrolle. Der Unfall wurde ADAC intern ausführlich aufgearbeitet. Durch den Hersteller wurde die Klappenverriegelung modifiziert und zusätzlich mit einer Zwangsverriegelung versehen.
Quelle: Roland Gebhardt, 2020, persönliche Schilderung
1995
1995 übernahm Christoph 1 erneut eine Vorreiterrolle:
Der RTH wurde zusätzlich mit einer Rettungswinde ausgerüstet, die es ermöglicht, Arzt und Rettungsassistent auch in unwegsamem Gelände, in unmittelbarer Nähe des Notfallortes abzusetzen. Nach der Versorgung kann der Patient mit Hilfe der Winde in den RTH aufgenommen werden. Beim Aufwinchen wird der Patient stets von einem Retter begleitet und hängt niemals allein an der Winde.
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
Der neue Hangar wird am 17. April 2008 offiziell übergeben.
v.l.n.r. N.N, N.N, Dr. W. Blume-Beyerle, Kreisverwaltungsreferent, Dr. E. Stolpe, ltd. Hubschrauberarzt
Foto: Sylvia Gutmann-Pachett
2008
Christoph 1 bekommt einen neuen Hangar
Nachdem der alte Hangar von 1976 nicht mehr den baulichen Anforderungen und den Vorschriften für eine Rettungswache entspricht, wird 2007 mit dem Neubau eines modernen Hangars begonnen. Der alte Hangar wird abgerissen und der RTH bekommt für etwa ein halbes Jahr ein Zelt als Interimshangar. Was bleibt, sind die Schienen und die Plattform. Ab April 2008 startet Christoph 1 vom neuen Hangar aus. Der neue Hangar bietet bei Bedarf Platz für zwei Hubschrauber.
v.l.: Dr. Erwin Stolpe (ltd. RTH-Arzt), Georg Fahrenschon (Bayerischer Wirtschaftsminister); Rolf Zeitler (Vorsitzender des Fördervereins Christoph 1 e.V.), Dr. Claus Enneker (ehemaliger leitender Oberarzt der Unfallchirurgie im KH Harlaching, Kuratoriumsmitglied des Fördervereins) am 26. Juli 2010
Foto: Sylvia Gutmann-Pachett
2010 Gedenkstein
Der Mannschaft war es immer ein großes Anliegen, in angemessener Form den Kollegen zu gedenken, die bei den Flugunfällen des Christoph 1 im Jahre 1971 und 1975 ums Leben kamen. (siehe betreffende Artikel in „Geschichte“)
Der Förderverein und Dr. Claus Enneker übergaben am 26. Juli 2010 der Station im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung einen Gedenkstein. Zu dieser Feierlichkeit waren, neben Vertretern der Christoph 1 Station und des Fördervereins, auch Wirtschaftsminister Fahrenschon und die Hinterbliebenen von Dieter Schuster, dem BRK Sanitäter, der 1975 ums Leben kam, anwesend. Auch viele andere Freunde und Förderer des Christoph 1 sowie Vertreter von Feuerwehr und Hilfsorganisationen nahmen an der Feierlichkeit teil.
2015
Im November 2015 wurde im Rahmen der Feierlichkeiten zum 45 jährigen Bestehen der ADAC Luftrettung der neue RTH Typ H 145 von Airbus Helicopters, ausgerüstet mit einer Rettungswinde mit 90m Seil, offiziell am Luftrettungszentrum Christoph 1 übergeben. ca. 150 geladene Gäste aus den Reihen des ADAC, der Kooperationspartner, der Politik und dem Standortkrankenhaus, sowie zahlreiche Ehrengäste waren bei diesem Festakt zugegen.
Foto: Franz Mayer
5. März 2020, Übergabe der Jubiläumsmaschine an die Station
v.l: Frederic Bruder (Geschäftsführer ADAC Luftrettung), Dr.Andrea David (Vorstand ADAC Stiftung), Joachim Herrmann (Bayerischer Innenminister) Roland Benning (ltd. Pilot) Dr.Jean Harbarth (ltd. Hubschrauberarzt), Roland Gebhardt (ltd. TC-HEMS)
Foto: Archiv Luftrettungszentrum Christoph 1
2020
Am 5. März 2020 wurde vom bayrischen Innenminister Herrn Joachim Herrmann in einer Pressekonferenz die Jubiläumsmaschine feierlich übergeben.